Mittwoch, 22. Mai 2013

 Miátha Lopakka; aus Ode III, Vers 7
- oooh, stolzes Herz...
..habt alle Acht, entzwei, bald tot,
..in stiller Nacht die Augen rot...

Prolog:

Die Straßen der kleinen Stadt
 Muehlhausen am Rande des großen alten Waldes Hainich waren erfuellt vom Laerm vieler gluecklicher Menschen. Das alljaehrliche mehrtaegige Fruehlingsfest lockte Tausende auf die Straße. Bis in die oberen Etagen der Haeuser umher war das Treiben zu spueren.

Da geschah es zum ersten Male, ein kleines und unscheinbares Geraeusch, zu leise, um wirklich aufzufallen....
Der Tuerschluessel der Eingangspforte begann sich unmerklich zu bewegen...

Marc Silva saß eng umschlungen in den Armen einer dunkelhaarigen und auffallend energisch wirkenden Frau und ließ es sich mit zutiefst empfundener Wonne gefallen, wie sie seinen Ruecken mit ihren sanften und aeußerst zielsicheren Haenden in eine Woge aus wolluestigem Zittern versetzte.
Er versenkte seinen Kopf in ihre Flut aus dunklen Locken und fuehlte sich geborgen wie schon lange nicht mehr, waehrend durch die halbgeoeffneten Fenster das lautstarke und froehliche Feiern der ganzen Stadt zu Ihnen drang, gepaart mit dem sanften Windhauche eines lauen Fruehlingsabends.
Wie lange hatte er sich gesehnt nach dieser Waerme, diesem Hals und Nacken mit einem ganz eigenen Duft, in welchem man sich verlieren konnte, das Jetzt und Hier vergessend und zeitlos dahingleitend...

Die Geraeusche an der Tuer wurden immer draengender, doch Marc schien nicht weiter darauf zu achten, so intensiv gefangen war er in den Liebkosungen, welche ihm da so hingebungsvoll geschenkt wurden und welche er genauso liebevoll erwidern wollte..

Ploetzlich stand SIE, einen großen Schatten werfend, in der offenen Pforte... TARJA – die blonde, hochaufgeschossene Muse der Acantique-Spiegel.
Ihr Blick fiel auf Marcs Ruecken und die zierliche Dunkelhaarige unter ihm und wuetende Roete ueberzog sofort ihr Gesicht. Zornesblitze, wie nur sie imstande war, auszusenden, erfuellten den
ploetzlich spannungsgeladenen Raum, als sie sich, erstarrt vor Eifersucht, in großer Hast herumdrehte und die Treppe zum Eingange hinunterstuermte.
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Im Flur zur Straße, dort, wo das neueste und aufwaendigste Werk im Acantique-Design seinen vorlaeufigen Platz gefunden hatte, blieb Tarja fuer einen Moment stehen, zitternd, besann sich und betrachtete ihr Spiegelbild. Das Weiße in ihren Augen blitzte, noch bebend vor Wut, doch bei naeherem Hinsehen haette man erkennen koennen, wie sich eine leichte Farbveraenderung vollzog. Die Zornesroete des Gesichtes nahm zwar ab, doch in dem Grade, wie sich ihr Antlitz zu normalisieren schien, aenderte sich die Farbe ihrer Augen...
Es schien, als wuerden sich die Augaepfel tiefrot verfaerben, alles Blut aus dem Gesichte aufsaugen und in sich konzentrieren. - Und im selben Umfange nahmen ihre Zentren, ihre Pupillen eine giftiggelbe Toenung an... 

Da war es...ihr zweites Ich war wiedererwacht...
...ch'Jar-Taè war zurueck.
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 Sie betrachtete sich nochmals im Spiegel, holte tief und langanhaltend Luft und konnte auf diese Weise ihr normales Aeußeres wieder annehmen und nur, wer sie ganz genau ansah und dabei geuebt war, konnte am veraenderten Blinzeln erkennen, daß man in Wirklichkeit das duestere Raubtier ch'Jar-Taè vor sich hatte - gut versteckt im taeuschenden Ausgehgewande Tarjas...
Feiernde Festbesucher zur Seite schiebend und sich mit unerhoerter Macht und latenter Aggressivitaet ihren Weg bahnend, verschwand die scheinbare Spiegelmuse im Menschengetuemmel.

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