Mittwoch, 3. Juli 2013

GEBROCHENE KETTEN


Torsten Kriese; aus ''Cajèz Nom-Nari'', Vers III
...und im Angesicht, ich spuerte es schon,
...in diesem Moment dann, ich sah das Licht,
...mein ganzer Schmerz,
...ich fuehlte ihn nicht.



DANN WAR SIE DA.

Ja, sie war gekommen, war seinem Rufe gefolgt, oder besser- einem Gesange hoerig, welcher mehr war als alles, was Marc selbst zu erzeugen im Stande war.
Und so standen sie nun, an den Stufen des catlab einander anblickend, wortlos, ihre Blicke ineinander vertiefend.
Kein Gestern, keine Fragen mehr, kein Morgen...
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Und es geschah, was Tarja weder in diesem Leben- noch spaeter auf der Reise im Drachenboot- fuer moeglich gehalten haette... ...einem inneren Impulse folgend fand man sie einen Moment spaeter in inniger Umarmung, sich haltend und im Geiste die Anzahl und Beweglichkeit von Insektengliedmaßen wuenschend.
Es war sicher keine Begebenheit im Weltmaßstab, den Lauf der Dinge und der Sterne manipulierend, genauso wenig uebergeordnetes Kismet aendernd, dennoch fuer Tarja und Marc alles, absolut alles bedeutend...
geborstene Glieder...zerissene Kette...
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Sie standen stumm, scheinbar stumm, wortlose Signale wechselnd...einander so unwiderstehlich zugetan, sich gegenseitig emporschwingend und mit positiver Macht mitreißend, sich einverleibend...tief und rein empfundene Dankbarkeit erlebend, und vor Vitalitaet strotzend sich unverhohlener Freude und Zuneigung hingebend....
Er nahm ihre Witterung, spuerte sie mehr durch ihren Duft als durch die Beruehrungen, welche das ganze emotionale Spektrum von 'sanft und zaertlich' bis zu 'fordernd und draengend' zeichneten.
Wieder und wieder blickte er sie an, so tief, so intensiv, mit jenem ihm eigenen und ihn definierenden Blick so derart voller Wollust, als wuerde sich fuer ihn die gesamte Spanne dieses Lebens dahinziehen in einem einzigen Paarungsakte.
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IM BANNE DES ACANTIQUE...
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Schueler und Lehrer, vereint im Banne...
Stunde um Stunde waren sie im Folgenden zusammen, tauschten sich aus, drangen tiefer ein. Die alten Schriften waren so fesselnd, es gab neues, soviel zu entdecken... zu erklaeren....
im Spiel amuesanter Zweideutigkeiten, wenn Worte- unausgesprochen- ihre Wirkung vervielfachen koennen, in der Grauzone zwischen freudigem Ernst und herausfordernden Neckereien fanden sie doch immer die noetige Zeit, um sich gutes zu tun...
Und eigenartig, es schien, als kannten sie sich wirklich, es war mehr als außergewoehnliche Sympathie, sie waren einander vertraut, als waere sich jeder von beiden schon sein ganzes Leben der moeglichen Existenz des Anderen bewußt gewesen, und zur realen Zusammenkunft waren am Ende nur mathematische Gefaelligkeiten des Schicksals noetig...Waren sie zusammen, schien es, als wuerde die Welt rundum leiser, das Licht weniger hell, die Zeit, dahingleitend auf ihrem Strahle eine andere Geschwindigkeit annehmen.
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Doch welch eigener Typ Mann...dieser Marc Silva, mit soviel Gefuehl, Liebe zum kuenstlerischen Detail, uebervoll unerwarteter, nicht fuer existent gehaltener Emotionen, ein kaum beschreibbarer Kontrast zum duesteren, kalt rechnenden Aldar, jemand, dem die Symbole des Geldes schon mit Muttermilch in der Wiege nahegelegt worden waren, und dessen hoechstes und einziges wirkliches Ziel das Anhaeufen eines gigantischen Berges jenes scheinbaren irdischen Reichtumes in diesem Leben werden sollte, und alle Randerscheinungen, welche auf heherere Beweggruende haetten schließen lassen, waren in ihrer Ursache nur Mittel zum Zwecke zur Erreichung dieses einen schlecht versteckten Hintergrundes ...groeßer haetten die Unterschiede zwischen diesen beiden Kontrahenten, Antagonisten in einem weitaus groeßeren Spiel mit bisher nicht ueberschaubaren Dimensionen, kaum in den entgegengesetzten Richtungen ausschlagen koennen- und dennoch beides Alphatiere bis ins Blut, hin bis in die kleinsten iherer Zellen nicht zum Dienen geschaffen...und gerade das machte das Ganze ja so faszinierend und beaengstigend zugleich...diese Kombination von Seelen zeichneten das Bild von Gegenpolen im urspruenglichsten Sinne der Definition.
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Aufzeichnungen ueber den Lauf der Gestirne hinzuziehend fuehrte Marc spaeter mit engelsgleicher Geduld seine Erlaeuterungen aus, deutete die Hintergruende der Spiegelraetsel an, verwies auf die Notwendigkeit des Nucleus Viae Signorum sowie der Maerchen aus der ersten Tria- Geschichte.
Und all das geschah in dem Wissen, welch wichtige Rolle Tarja bei der Erweckung der Muse spielen wuerde.
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Tarja lernte.
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Wenn es ihr der Lauf der Zeit gestattete, schluefte sie, so leise es das spezielle Schuhwerk zulassen mochte, gar haeufig wie nur irgend moeglich durch die Eingangspforte ins catlab, war bei ihm...
In Gedanken sagte sie des Oefteren zu ihren imanginaeren Zuhoerern, daß die Dinge um sie herum wohl ungefaehr das Aufregenste waren, was sie in der letzten Zeit so erlebt habe. Doch es war nicht nur Spaß, nein, auch sie war sich in Teilen schon der großen Bedeutung bewußt, vor allem, welche hohe Wichtigkeit ihre Rolle in den zu erwartenden Vorgaengen spielen wuerde. Also hing sie foermlich an seinen Lippen, ließ ihn nur aus der Notwendigkeit ueberhaupt zu Worten kommen. …doch zugegeben, das, was er sagte, hatte es wirklich in sich. ...nein, und wie er es tat... ja, das war mehr als ueberdurchschnittlicher Charme... und seine Augen...was war es nur, warum wirkten die so intensiv?....Wenn er die Hinzunahme eines der Spiegelwerke zu seinen Erklaerungen fuer noetig befand, veraenderten sich diese Augen derart außergewoehnlich, nahmen noch zu an Glanz- von verborgener Energie belebt, bekamen einen hingebungsvollen, fast liebenden Ausdruck, so kraftvoll, wie es gegenueber anderen Menschen wahrscheinlich nicht haette moeglich sein sollen.
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... dann lagen sie sich von Neuem in den Armen.....tiefe Vertrautheit... kein Gestern und Morgen...
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Nun, und Tarjas Ketten...?

Vom finsteren Aldar festgeschmiedet und doch im Verborgenen morsch hatten sie nur dem geharrt, was denn auch geschehen sollte und mußte... Entzwei fuer alle Zeit in ihren Gliedern nunmehr noch bruchstueckhaft ihre Seele bedeckend, lose Teile von ihr fallend, schwebend dem Nichts entgegen fuehlte sie sich frei, freier und leichter, zugleich einen stetigen Kampf ausfechtend mit den scheinbaren Werten Tradition und Moral...
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Ja, Aldar hatte sein Netz engmaschig geknuepft, doch auch der sorgsamste Waechter wird fehlen, und in diesem Falle war das auf der Schulter vergessene Lindenblatt Aldars fundamentale Ablehnung gegen Tarjas eigene Freunde, fuer welche in seinen dunklen Kreisen kein Platz sein konnte, hatten jene ANDEREN doch eigene Gedanken, ließen sich nicht kontrollieren und durchschauten die schweren Ketten und das grausame Netz auf ihrer gefangenen Seele.
Und so hatte er JENE ANDEREN mit dem letzten Rest von Wuerde und Maennlichkeit verbannt aus seinem dunklen Sichtfelde, hatte den ernsthaften Versuch angestrengt, sie aus ihrem Leben, aus der angestammten Gleichung eines gemeinsamen Daseins zu entfernen.
Doch diese Art der Kontrolle und auferlegten Kontaktsperre, im Grunde kaum zumutbar, gerade bei so extremem Charakter wie Blumendame Tarja, hatte neben allem zwangslaeufigen Ungemach den positiven Effekt, daß das Umfeld, gemeinsame Zeit sowie jegliche Konversation im Zusammenhange mit Jenen Anderen eine blinde Zone darstellte, nicht beherrschbar, so duester und schwer die dunklen Kreise ihre Macht auch verstroemen mochten. Und genau in diesem nicht sichtbaren Territorium aus unerlaubtem Kontakt zu Tarjas eigener Welt fand sie selbst unter schlecht verborgener Angst in der im Grunde verbotenen Zone ihr Versteck, einen Ort der Phantasie, noetig zum Loesen der Ketten und Oeffnen des ach so schweren Maschenwerkes.
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Tiefe Ironie des ganzen Spieles wurden JENE ANDERE, aus ihrem Kreise verbannt, schlußendlich doch genau deshalb zu scheinbar passiven Schirmherren und aktiven Helfenden bei den ersten Schritten auf dem Weg des Acantique...allein durch das Schicksal ihrer Verbannung befaehigt zum stummen Vernebeln von Tarjas Besuchen im catlab in der folgenden Zeit...
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FELIS IN CONVENTO LAPIDEO VENEFICAE DIABOLI  

Sonntag, 23. Juni 2013

...in unsichtbaren Haenden...

Torsten Kriese; aus ''Cajèz Nom-Nari'', Vers I

...und es war so tief, so intensiv,
sodaß es in mir die Hoffnung gebar,
es wuerde so sein,
wie es schon einmal geschah;
genauso, wie es in meinen Erinnerungen war,
diese Nacht zwischen uns, als ich die Zukunft sah.

 


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Die letzten Baeume hatten ihr Sommerkleid dem rauhen Nordwinde ueberlassen, und es begann die Zeit des Nebels ueber dem Lande, ueber den Waeldern, die Zeit, welche mystische und uralte Wesen aus den Wiesen erstehen laeßt und ihnen ausreichend Raum gibt fuer ihr ueberraschendes Possenspiel zwischen den Erdenmenschen- geboren aus einer universellen Sehnsucht zu allen Dingen weit ueber das rational Erklaerbare hinaus...

jene Nebel, welche die Menschen zu toerichten Handlungen verleiten, dort, wo vor dem Nebel gewarnt werden soll mit Bildern, welche durch ebendiese Nebel von Beginn an ja gerade nicht erkannt werden...

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In diesen Tagen geschah es nun, daß die Oberste der Blumendamen spuerte, wie sich ihre Welt veraenderte. So konnte jede scheinbar unbedeutende Begebenheit, bisher nie wahrgenommen, nicht einmal um deren Existenz ahnend, ein moegliches vielleicht gar unumstoeßliches Zeichen bedeuten.


...an jedem Orte- zu jeder Zeit...in ihrer Nacht des Liebesgesanges am Wasser des suedchinesischen Meeres, hatte es begonnen, damals, als sie zum ersten Mal einen Zauber einsetzte, um dessen Wissen sie jungfraeuliches Kind zu nennen war.

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und seitdem….wieder und wieder, unverkennbar die Augen der Katze, dazu die Initialien, ihre Informationen preisgebend, selbst auf den Kopf gestellt oder sie verdreht erblickend....das ganze eingebettet im liebevollen Schnitzwerk des catlab-design....

Egal, wo sie sich befand auf der Weltenkugel, Entfernung zum Catlab und zu Divi-Blasii schien offenbar ohnehin keine Rolle zu spielen, ob auf Flugfeldern am Pacific oder viele tausende Meter ueber der Erde in einer der gigantischen, glaenzenden Maschinen, welche die wundersam wirkenden Gedanken des Menschen zu ersinnen vermoegen...am erfolgreichsten und mit dem groeßten inneren Antriebe, wenn derlei Erfindungen die Ausloeschung einer hoechstmoeglichen Anzahl seiner Artgenossen zum Ziele haben sollen...

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...DAS ZEICHEN...
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...es wiederholte sich, war ein anderes Bild, nein, das gleiche mit der gleichen systematischen Ordnung, leicht abgewandelt in der Dimension, dennoch dasselbe Symbol, eigenwillig, eine leicht hypnotische Wirkung verheißend... jedesmal dem urspruenglichen Koordinatensystem innerer Stimmigkeit entsprungen.....

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DIE KATZE...

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...schwebend im Raume, selbst das Schließen der Augen konnte den tiefen Eindruck nicht verloeschen, im Gegenteil, der Bann entfaltete seine Macht im Geiste, es schien, als mueßten alle Sinne betroffen sein.

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...DIE KATZE.....DIE ZEICHEN...

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Fanden wir doch Tarja eines Tages nach ihrer Rueckkehr in die Stadt Muehlhausen am Hainich- Urwald mit einer Freundin beim Speisen auf subalpine Mundart, und durch einen Zufall, welcher wohl keiner war, vom Weiten Marc Silva beobachtend und dabei von einer physischen Reaktion uebermannt, welche selbst den Umstehenden auffaellig sein mußte... vor Augen das Signum des catlab.... die Augen...wilde Katze... den Bann des Acantique ausstrahlend, mit Macht und Gleichmut die Schwingen ausbreitend...und dort Silva, von jener scheinbar unsichtbaren Kraft umstrahlt, eine Aura...Unruhe und Spannung erzeugend...

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...DIE KATZE.....die wilde Katze....... WILDkATZE

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In anderen Momenten- Marc besuchte auch weiterhin das Geschaeft der tausend Blueten- geschah jedesmal das Gleiche...dann konnte sie ihre maßlose Verwirrung nicht zuegeln, die Ursache nicht ergruenden, außer daß vor ihr die mysterioesen Augen des Raubtiers erschienen...so verfaerbten sich ihre Zuege sichtbar und regelmaeßig oder sie beging irrationale Handlungen, Kleinigkeiten, dennoch auffallend aufgrund ihrer Haeufigkeit.

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Diese Vorgaenge waren schon fuer Eingeweihte der alten Schriften nicht leicht erklaerbar und wir wollen nicht vergessen, daß Miniroecklein Tarja, Oberste der Blumendamen, zu jenem Zeitpunkte noch die Kinderschuhe einer Schuelerin uebergestreift hatte mit der ganzen zuegellosen Wißbegierde eines ungestuemen jungen Fuellen, Marc sie dennoch nur langsam an die ueberwaeltigenden Geheimnisse des Acantique heranfuehren durfte, und in einem Stadium war, welches am Besten beschreibbar ist mit dem klassischen und primaeren Charakterzug jeder Wissenschaft, die nur bruchstueckhafte Erklaerungen zu geben vermag und statt umfassender Antwort mit jeder der selbigen tausend neue Fragen aufwirft....

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Und so erschien ihr zu den unmoeglichsten Zeiten das Acantique-Symbol des Catlab, und sie benahm sich foermlich zwanghaft, als folge sie einer inneren Kraft und dem Befehl, der Umwelt ihren Seelenzustand entgegenzurufen. Und natuerlich konnte diese Veraenderung oder treffender, diese Summe aus aufeinanderfolgenden und vollkommen neuen Auffaelligkeiten dem duesteren Aldar, dem Schwerte des Damokles, nicht lange verborgen bleiben...ein Umstand, welcher im Folgenden zu Racheplaenen des duesteren Aldar gegen Marc Silva fuehren sollten, nachdem Aldar um die Existenz von Silva durch seinen schwarzen Zauber Kunde zuteil geworden war, doch waren und sind diese Maßnahmen so tiefgreifend, umfangreich und zugleich doch im Grunde zwingend dem dunklen Bilde des duesteren Aldar entsprechend und deshalb schon fast wieder angemessen, daß wir dieser speziellen Thematik zu einem spaeteren Zeitpunkte und an geeigneter Stelle ein eigenes Kapitel widmen werden muessen...

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….CATLAB/Muehlhausen/Thueringen; in jener Nacht, wenn SOL die Heimreise antritt...

 




Donnerstag, 20. Juni 2013

BUCHENTWURF ....

 

- SO BEFINDEN WIR
 ES NUN AN DER ZEIT, UNS DEN RAKTIONEN AUS DER WELT AUF DEN BERICHT UM DEN BANN DES ACANTIQUE NAEHER ZU WIDMEN.
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UND WAEHREND IN DIESEM MOMENT DER DUESTERE SOMMERHIMMEL SEINE UEBERREICHE SAAT MAßLOS UND FRUCHTBRINGEND UEBER DEM SCHMACHTENDEN ERDENLEIBE VERTEILT,  UND TARJA, DIE OBERSTE DER BLUMENDAMEN, HOFFENTLICH  IHREN WIRKLICHEN PLATZ GEFUNDEN HAT,  WAGEN WIR AN DIESEM TAGE DIE ERSTEN ZOEGERNDEN SCHRITTE RUND UM DEN BERICHT AUS DER IMAGINAEREN ELCTRONISCHEN WELT IN DIE REALITAET DER BERUEHRBAREN DINGE, DORT WO MAN DEN HAUCH DES WINDES WIRKLICH SPUEREN KANN UND FUER DEN KLANG VON DIVI- BLASII NICHT DIE PHANTASIE BEMUEHEN MUß.
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DIE REICHE ZAHL UND HOHE FREQUENZ, MIT WELCHER VON ALLEN KONTINENTEN UND AUS ALLER HERREN LAENDER  DEN EREIGNISSEN RUND UM DEN BANN UND DIE ERWECKUNG EINER SPIEGELMUSE RECHNUNG GETRAGEN WIRD, LASSEN IN DER FOLGENDEN KONSEQUENZ NUR DEN ENTSCHLUß EINER VEROEFFENTLICHUNG IN BUCHFORM ZU. 
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AN DIESER STELLE ERBITTEN WIR UNS HILFE VON DER WELT.
WIR BENOETIGEN EINFALLSREICHE UEBERSETZER, WELCHE DIE BLUMIGE UND LIEBEVOLLE ART DES CATLAB- SCHREIBSTILES IN DIE VERSCHIEDENEN SPRACHEN TRAGEN KOENNEN, UND DABEI JEDEN VERLUST AN INFORMATION UND LYRISCHEM TIEFGANG VERMEIDEN, ALSO EINE AUFGABE, WELCHE KEINE NOCH SO HOCHENTWICKELTE MASCHINE ZU BEWAELTIGEN VERMAG...
 WICHTIG ERSCHEINEN UNS DABEI VON DEN BESUCHERN UNSERES TATSACHENBERICHTS AUSGEHEND UEBERSETZUNGEN INS RUSSISCHE, NATUERLICH ENGLICH, EINE ROMANISCHE SPRACHE....PORTUGIESISCH AN ERSTER STELLE....

SELBSTVERSTAENDLICH WERDEN MOEGLICHE ANDERE MUNDARTEN MIT FREUDEN BEGRUEßT, SOLLTEN SICH HIER ENTSPRECHEND KUNDIGE ACANTIQUE-GEBANNTE FINDEN...
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NOTWENDIGE KORRESPONDENZ INNERHALB DIESES PROJEKTS SOLLTE UEBER DIE KONTAKTDATEN DES CATLAB DARGESTELLT WERDEN:

 


Montag, 17. Juni 2013

...vom Rande der Erde...

    
Theìa: Immaculata, Vers XXIV
...egal, wie weit... und auch die Zeit
bedeutungslos erscheinen mag;
...doch ein Moment, auf ewig trennt,
und Schmerz sei groß, es kommt der Tag.

… ein Zauber umrundet die Welt...
 
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So hatte es sich in den Herbsttagen unseres Berichtes zugetragen, daß der duestere Aldar die von ihm geschmiedeten, scheinbar unzerstoerbaren Ketten auch auf der anderen Seite des Erdballes zum Versuche gebracht hatte. Tarja, Oberste der Blumendamen, welche im Grunde keinen Einfluß auf jenes Geschehen haben konnte, hatte sich in ihr Los gefuegt - ein Vorgang, nur allzu vertraut...

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Doch nein, etwas war anders.

Im prunkvollsten Ornat, welchem man in jenem Teil der Welt habhaft werden konnte, fuer die verschiedenartigen zu erwartenden Zeremonien in unterschiedlichen Farbkombinationen erworben, war sie in den fruehesten Morgenstunden, welche allein ihr die Sicherheit der Einsamkeit zu schenken vermochten, zum Strande geeilt, noch nicht genau um die naechsten Schritte wissend, jedoch getrieben, zielgenau und kraftvoll getrieben...

Und waehrend sie mit ihren Fueßen im lauwarmen Wasser der sanften Wellen die kurze Daemmerung nach einer milden Seenacht hier am suedchinesischen Meer genoß, ließ sie ihre Gedanken schweifen zu den rauheren Gefilden ihrer Heimat... dort, wo man sich statt des verzaubernden Gesaeusels der Palmenwedel dem frischen Duft der Eichenwaelder und  Buchenschonungen hingab...

So verweilten sie unweigerlich am großen heimatlichen Urwalde, wanderten weiter ins Tal und, einem inneren Zwange folgend, zog es ihren Geist in Richtung Divi-Blasii, dort wo im Catlab Marc Silva ganz sicher um diese Zeit zu finden war...

Die merkwuerdigen Vorkommnisse der letzten Tage hatten ihr ein eigenartiges Gefuehl des Hoffens, eine fast frohe Erwartung in die Zukunft zuteil werden lassen.

Wuerde man den Begriff der Vorahnung zur Verwendung bringen, waere man dem Ganzen nicht gerecht, es war tiefer, allumfassender... und wie der Leser weiß, handelte es sich schlichtweg um den Bann des Acantique.

Und umschlungen von den Fluegeln jener machtvollen Zauber des Bannes schickte sie sich an zu etwas Neuem, entwickelte hier am Strand die Idee einer Botschaft. Ohne sich bewußt zu sein, welch wahnwitziges Unterfangen ihr Vorhaben bedeuten wuerde, war sie doch getrieben, gezogen von einer Kraft, staerker als bisher Erlebtes, so intensiv und allwissend wie Instinkte, welche den Baeren zum Winterschlafe bringen und den Pfau ein Rad schlagen lassen...die Macht des Bannes.

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So begann sie denn ihr Werk im Wellenrauschen am Rande des Pacifics. Einige Tage zuvor hatte sie von Silva im Geheimen eine Botschaft erhalten,   eine interessante Kombination aus Reimen, eigenartig gestaltet und seltsam schluessig, wenn man sie der exakten Reihe nach verwandte.... jene Reime, Hauptteil des Spiegelwerkes SPCM VI, entwickelt aus den alten Uebersetzungen und in unzaehligen Naechten im wissenden Holze gebannt.

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Die Silben, welche sie nun praezise und rhythmisch dem Suedseewinde entgegensang, hatte sie auswendig lernen muessen, denn im Spiegel nur waren die Symbole in der noetigen Reihenfolge erlesbar, ein Umstand, welcher zu allen anderen Zeiten hervorragend zum Verbergen der Botschaften vor allzu neugierigen Blicken geeignet war.

Und nur wirklich Geuebte- etwa altmodische Schriftsetzer, vertraut mit dem Erstellen von spiegelverkehrten Druckvorlagen- haetten die umgekehrten Lettern fließend entziffern koennen.

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Divi-Blasii hatte ihm mit ihren Glocken einen schmeichelnden Gruß gesendet und erinnert, daß die Dunkelheit nicht mehr lange fuer uebermaechtige Versteckspiele ihre dunklen Arme ueber der Stadt ausbreiten wuerde. Wie so oft hatten das Studium von Teilen der alten Schriften sein Nachtwerk bedeutet.

Und da geschah etwas Neues. Eigenartige Spannungen, eine undefinierbare Unruhe ergriffen ihn.

Im Zuge rund um die Erforschung und Erweckung einer Spiegelmuse im Fleische hatte er so viel erlebt, vermutlich war einiges vonnoeten, ihm jetzt Teile seiner Fassung zu stehlen.

Wahrnehmbar war im Moment ein unterdruecktes Rauschen, eigentlich zu leise fuer menschliche Ohren. Neu waren die Ursache und Ausloeser. Marc blickte aus den auch nachts ungeschlossenen Fenstern in den Nachthimmel mit Symbolen des Zodiac, gebildet aus unsagbaren Lichtquellen, kaum verdeckt durch einzelne Wolkenkissen, doch diese schoen geformt...

wahrscheinliche Wohnstaetten von fuer Erdenmenschen Unheimlichem...

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Am anderen Ende des Doppelkontinentes auf der anderen Seite der Weltkugel, so weit entfernt, daß ein direkter Tunnel durch den Erdmantel wesentlich kuerzer waere als jeder moegliche Weg auf der Oberflaeche, hatte Tarja nun den ersten Reim beendet.

Und waren die Wellen jetzt nicht leiser, genauso wie die Geraeusche der Tierwelt, einer manigfaltigen und nachtaktiven Welt, und hatte der Wind sein sonst so stetes Spiel hier am Strande beendet? Sie merkte auf, und nein, der Orbit der Tierwelt, die Wellen, all das war nicht leiser.....es gab sie Nícht MEHR! ...spiegelglatte Flaeche, soweit das Auge reichte....und das Rauschen in den Kronen der Palmen, nein, Stillstand...absolute und jungfraeuliche Stille, bis auf ihr Atmen und ....nein, es war absolute Ruhe, als wenn sie im Hier gefangen war, die Zeit, eingefroren fuer sie, der Moment konserviert...

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Trauriges Miauen fand seinen Weg vom alten Gerberviertel herueber, in der Gartenwildnis seines Forscherkollegen R. Lange gaben sich wohl die kleinen und nicht dem Menschen hoerigen vierbeinigen Stadtjaeger einem Liebestanze hin.

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Nun, das Unbekannte, fast eine Art Bewußtsein Verstroemende kam von irgendwo außerhalb des Catlab- Studio, und bisher hatte sich alles, was fuer Unwissende nicht erklaerbar war, innerhalb der Werkstaetten abgespielt, abgesehen von der Identifizierung des Fleisches fuer seine Spiegelmuse in Gestalt von Miniroecklein Tarja....

und, nein, nicht.... TARJA... KEIN IRRTUM....

Silva starrte in den kuehlen Nachthimmel, die Wolkenformation hatte vor seinen Augen eine Gestalt erhalten. Erst verschwommen, bald weiter verdichtend und die meist unsichtbaren Teilchen der Umgebung buendelnd ergaben sich reale Zuege, unverkennbar ein menschliches, nein, IHR menschliches Antlitz...leichte Andeutungen der Augenbrauen und Nuestern, die wohlbekannte Form der Lippen, eine definierte Linie des Halses und der Schultern, selbst eine Clavicula unterm Kleide aus naechtlichen Tautroepfchen erahnbar...

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So fuhr sie denn fort in ihrem Gesange, den zweiten Teil der Reime liebevoll dem Ozean schenkend, so sanft und doch kraftvoll, Sirenen gleich, welche die alten Sagen bevoelkern und jede Triere und jedes Maennerherz dem sicheren Untergange zu weihen verstehen... verlockend und verderbend zugleich, die Urtriebe einer jeden weiblichen Seele verkoerpernd...

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Und Marc war wieder gebannt, wie schon so haeufig in den letzten Tagen. Und so faszinierend das ihm gebotene Schauspiel sich ihm darbot, ihn gefangen nahm, diese in einer Wolkenformation manifestierte Liebeserklaerung- in jener Nacht um den halben Erdball gewandert...zu ihm an den Urwald des Hainich - ihn auch fesselte, vergaß er doch nicht seinen nuechternen Forschertrieb, beobachtete, versuchte sich auf die Details zu konzentrieren, baute unsichtbare Gedankenstuetzen fuer die spaetere Dokumentation...

Zudem war das Gebilde vor ihm in einer staendigen Transformation begriffen, waren jetzt doch Arme und sogar Haende erkennbar, Haende, ihre Flaechen darbietend zum imaginaeren Gruße und einen gehauchten Kuss erwartend...

Ja, diese Geste war so unmißverstaendlich, die Erkenntnis ueber den Hintergrund des gerade Beobachteten traf ihn so heftig, so froestelnerzeugend, Hitze und Kaelte im gemeinsamen Spiel durch seine Adern wandernd...bald wohlige Schauer verbreitend, dann wieder ein leichtes und angenehmes Zittern hervorrufend....

Marc hob eine Hand langsam zum Gruße, fluesterte leise in Richtung der halbtransparenten Erscheinung den Namen ..chár-Taé.... und ja, das Erwartete geschah... waehrend sich das Bild langsam aufzuloesen begann, durchscheinender wurde, zoegernd den Blick auf die Sternbilder der herbstlichen Nordhalbkugel preißgab, formten sich im letzten Hauch die Lippen aus Wolkenstaub zu den Worten....


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